Projekte

Signalkrebs-Projekt 2020

Im Juli 2020 starteten wir gemeinsam mit weiteren Angelvereinen aus der Region das Pilotprojekt „Signalkrebs“. Das Pilotprojekt wurde von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) Rheinland-Pfalz, in Person Roland Mauden, gemeinsam mit dem Landesfischereiverband Rheinland-Pfalz geführt. 

Warum dieser ganze Aufwand?

Beim Signalkrebs handelt es sich um eine invasive Art, stammend aus Nordamerika. Das Problem hierbei.

Der Signalkrebs ist Überträger der Krebs­pest, selbst aber  dagegen immun. Unsere heimischen Krebse hingegen sterben daran. Außerdem ist er sehr aggressiv und greift auch Artgenossen, bzw. heimische Edelkrebse an und verdrängt diese. 

Ziel war es Bestände zu ermitteln, bzw. Möglichkeiten zu prüfen diese Bestände zu reduzieren, um heimische Krebsarten wieder anzusiedeln. 

Signalkrebse

In der Planungsphase mussten wir eine Kostenkalkulation erstellen und einreichen. Hinzu kam ein Legeplan der Reusen, um die Fahrtkosten zu ermitteln. In der späteren Durchführung zeigte sich zwar, dass nicht alles 1 : 1 umsetzbar war. Vor allem die Fahrtkosten waren, da die Strecken meist zu Fuß oder per Fahrrad zurückgelegt wurden, zu hoch angesetzt. Naja, wir sind ja schließlich auch ein Naturschutzverein, aber im Großen und Ganze passte das schon.

Kostenkalkulation zum Signalkrebs-Projekt
Legeplan der Reusen zum Signalkrebs-Projekt

Das Ergebnis…

…. in unserem Ellerbach war überraschend und erschreckend zugleich. Haben wir so mit drei-vier Krebsen am Tag gerechnet. Waren es am ersten Tag gleich 49 Stück. Das reduzierte sich mit der Zeit etwas, lag aber insgesamt auf einem hohen Niveau. Wir erzielten am Ende des Projekts (Juni 2021) die größte Fangmenge, was aber auch daran lag das wir das Projekt ernst genommen haben und bis zum Ende regelmäßig unsere Reusen im Einsatz hatten. Die höchste Bestandsdichte war im Glan vorzufinden, hier wurde in wenigen Tagen, dass gefangen was bei uns in Wochen zu erzielen war. 

Hier folgend, der Zwischenbericht von Dr. Horst Kossmann (leider letztes Jahr verstorben) der als Fischereibiologe des Landesfischereiverband Rheinland-Pfalz die Überprüfung und Auswertung des Projektes betreute.

Vorläufige Erkenntnisse aus den Krebsfängen der einzelnen Vereine

  • Alle untersuchten Gewässer lieferten nur Fänge von Signalkrebsen.
  • Alle untersuchten Gewässer haben unterschiedliche Populationsdichten an Signalkrebsen und damit auch erhebliche Unterschiede in den Fangergebnissen.
  • Bei schwach befallenen Gewässern, wie Appelbach und Hahnenbach, ist die Verteilung der erfassten Größenklassen recht gleichmäßig hoch, während sich in stark befallenen Gewässern wie Glan, Guldenbach und Ellerbach ein verstärkter Fang der Größenklassen < 10 cm und > 10 cm abzeichnet. Dies ist möglicherweise einem höheren Benthosbestand und damit verfügbarer Nahrung zuzuordnen. Die Größenklasse 0-5 cm kann, bedingt durch die verwendete Maschenweite der benutzten Reusen, auch zu einem falschen Eindruck führen, da ganz kleine Krebse ungehindert aus der Reuse entweichen können, was im weiteren Versuch mit engmaschigen Netzreusen, falls sinnvoll, untersucht werden könnte. Am Guldenbach wurden von Gerhard Günster selbstgebaute engermaschige Drahtreusen(Eigenbau) verwendet, wodurch der Eindruck der besseren Fängigkeit für die Größenklasse 0-5 cm bestätigt wurde.
  • Es lassen sich aus den unterschiedlichen Fangergebnissen keine besonderen Vorlieben für verschiedene Köder eindeutig erkennen.
  • Zeit-, temperatur- oder witterungsabhängige Veränderungen in den Fangzahlen konnten im Untersuchungszeitraum nicht festgestellt werden. Die Wasserstände bewegten sich im Niedrigwasser bis Niedrigstwasserbereich.
  • Abnahmen der Fangergebnisse konnten bisher nicht erkannt werden. Offensichtlich ist der Populationsdruck besonders in stärker befallenen Gewässern so hoch, dass die entstandenen Bestandslücken durch den Reusenfang fließend wieder aufgefüllt werden, was durch die große Mobilität der Krebse erklärbar und wahrscheinlich ist. Hier wäre über die Barrierewirkung gegen weitere Zuwanderung von Krebsen durch mehrere über die gesamte Gewässerbreite versetzt ausgelegten Reusen nachzudenken. Dies könnte für die Gewässerpächter eine zukünftige Hegemaßnahme im Sinn des § 4 LFischG werden.
  • Es steht zu befürchten, dass sich die Fraßschäden am Benthos durch Signalkrebse  auf die Ernährung der Fischbestände nachhaltig negativ auswirken werden. Ebenso müssen die Fraßschäden am Fischlaich von Bodenlaichern betrachtet werden.
  • Das Beispiel Glan zeigt deutlich, dass die Struktur von Gewässersohle und Uferbereich in Form von Wasserbaustein-Schüttung offensichtlich starke Auswirkung auf die Populationsdichte hat, indem durch die vielen Versteckmöglichkeiten, idealer Lebensraum geschaffen wurde. Hier wurden jedes Mal innerhalb von 2-3 Stunden Liegezeit der Reusen 18-25 Signalkrebse gefangen. Die Liegezeit auf ca. 24 Stunden zu verlängern änderte nichts am Fangergebnis, da nach der genannten Stückzahl von 18-25 die Krebse wieder aus der Reuse ausstiegen. Arbeitsbedingt konnten in dieser Fangperiode lediglich dreizehn Untersuchungstage vom zuständigen Gewässerwart durchgeführt werden, was jedoch im kommenden Jahr durch zwei zusätzliche Helfer erweitert und somit verbessert werden soll.

Hier das Zwischenergebnis nach Halbzeit im Oktober 2020. Die Liegezeit der Reusen ist in der Tabelle mit „t/d“ gekennzeichnet. 

 

t/d

Stck.

Appelbach

113

91

Ellerbach

109

876

Glan

13

840

Guldenbach

74

474

Hahnenbach

99

103

Fänge nach Größenklassen der einzelnen Gewässer

 

0 – 5 cm

< 10 cm

> 10 cm

Appelbach

19

53

33

Ellerbach

148

578

151

Glan

0

396

395

Guldenbach

127

198

146

Hahnenbach

23

40

40

Gesamt

317

1265

765

Ach ja, da gibt es noch einen netten Nebeneffekt bei diesem Projekt. Man soll gar nicht glauben, wie schmackhaft diese gefährlichen, invasiven Tiere doch sind. 😋

Suppe mit Signalkrebsen
Zubereitete Signalkrebse mit Knoblauch Dip